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KIN Symposium 2024 vom 25. und 26. September 2024

Es ist ein bewährtes Konzept:
wir starten mit einem Warm-Up in den Tag, das Come Together bildet sich im Produktentwicklungszentrum ab, in dem Sponsoren und Aussteller sich den Gästen präsentieren, die sich aus Mitgliedern und Absolventen, Fachschülern und interessierte andere Besucher komplettieren. Dieses Warm-Up ist der Moment, der den Veranstaltungen am KIN den Kick in einen glanzvollen Start verschafft.

Das Netzwerktreffen für die Mitglieder ist auch die einmalige Gelegenheit sich live ohne konkreten Anlass ungezwungen auszutauschen, zwischen Start-Ups und den KIN Abschlussarbeiten der Fachschüler zu bewegen, um das Wichtigste überhaupt zu tun: sich mit Mitstreitern des größten interdisziplinären Netzwerkes der deutschen Lebensmittelindustrie zu treffen und enger zu vernetzen.

Pünktlich um 10:30 Uhr begrüßte Patrick Ferrier, Institutsleiter und Geschäftsführer des Lebensmittelinstitut KIN e.V.  die Gäste des jährlichen Symposiums, das dieses Jahr mit dem Schwerpunkt der nachhaltigen Lebensmittelproduktion sowie Verpackung an zwei Tagen stattfinden sollte. Ein Novum in der Geschichte des KIN.

In seiner Ansprache bedankte sich Patrick Ferrier als erstes artig bei den Sponsoren, die auch dieses Jahr das KIN außerordentlich unterstützt haben. Der Dank galt im Besonderen auch den Unternehmen Friesenkrone (Fisch-Feinkost), Zum Dorfkrug (Dessert-Feinkost), der Block House Fleischerei (Fleischdelikatessen) sowie der Bäckerei Lyck (feinste Backwaren), für Ihre kulinarischen Spenden zur Gestaltung des Tages.

Er führte fort, dass die Lebensmittelindustrie aktiv daran arbeite, sich für die Zukunft aufzustellen um wettbewerbsfähig zu bleiben. Es gäbe mehrere Schlüsselbereiche, in denen Fortschritte gemacht werden, wie z.B. Technologische Innovationen, um Effizienz und Nachhaltigkeit zu steigern:

Die Bestrebungen zur Kreislaufwirtschaft und sinnvollen Verwertung von Reststoffen (Nebenströme), aber auch die Energieeffizienz wird durch optimierte Anlagen und Antriebssysteme gesteigert.

Viele Unternehmen würden sich auf nachhaltigere Praktiken fokussieren, somit gewinne die Umwelttechnologie an Bedeutung, wie der ergänzende Sektor auf der Anuga FoodTec 2024 zeigte.

Die Industrie reagiert auf sich ändernde Verbraucherpräferenzen und liefert Produktinnovationen.

Die zunehmende Nachfrage nach alternativen Proteinquellen und Produkten für spezielle Ernährungsbedürfnisse, nehme zu wie z.B. die Entwicklung von kultiviertem Fleisch, auch wenn regulatorische Hürden noch durch die Novel Food Verordnung bestehen.

Trotz dieser Fortschritte gebe es noch Herausforderungen, wie die langwierige Zulassung neuartiger Lebensmittel in der EU zeige. Der Fachkräftemangel und unterbrochene Lieferketten stellen die Branche vor Herausforderungen sowie die Anpassung an den Klimawandel und steigende Energiekosten erfordern kontinuierliche Anstrengungen.

In diesem Sinne bedankte sich Patrick Ferrier bei den Teilnehmern des Food-Start-Up XChange, den Unternehmen four Taste (Tempeh), und Liqvits (Vitamin Shots), für die Beteiligung am Wettbewerb, des Pitchens um ein Preisgeld von 3.000 €, gestiftet von der Gutom GmbH & Co. KG für den ersten Platz und ein KIN-Gutschein im Werte von 800,- € für den zweiten Platz. Die KIN-Gutscheine sind Geldpreise für Analysen im akkreditierten Prüflabor zur Erstellung der Verkehrsbescheinigungen.
Der dritte Teilnehmer Tasty konnte krankheitsbedingt nicht teilnehmen.

Der Pitch der Absolventen um den KIN Innovationspreis für die beste Facharbeit wurde durch Patrick Ferrier mit Freude angekündigt, weil auch dieses Jahr einige Produkte herausragend waren und denen derer von konkurrierenden Startups in nichts nachstanden.

Zum 59. Geburtstag des Lebensmittelinstitut KIN e.V., gab es im Rahmen des 2-tägigen Symposiums 2024, am ersten Tag zwei Vorträge.

Zuerst referierte Teresa Danger, Warenbereichsleiterin der EDEKA Handelsgesellschaft Nord mbH zur „Lebensmittel-Startup-Kultur und dem Einzelhandel über die Möglichkeit für Startups“ sich dem genossenschaftlich organisierten Betrieb des LEH anzuschließen und stellte dabei die Einkaufsstruktur und -kultur des Unternehmens dar. Sie berichtete, wie die EDEKA auf Trends aufmerksam wird durch Instagram, TikTok, Internet Recherche, Messen, Anfragen des Einzelhandels und der eigenen Initiative StartHub, die sie im folgenden vorstellte. Es beginnt mit einer Scouting Page auf StartHub zur Beschleunigung des Innovationsprozesses und ist damit die zentrale Anlaufstelle für Produktneuheiten innerhalb der EDEKA Welt. Auch die Verpflichtung bekannter YouTuber wie Mr. Beast zur Einführung der Feastable Schokolade würden genutzt, um mit Hilfe seiner 271 Millionen weltweiten Followern erfolgreich Produktinnovationen zu platzieren. Teresa Danger stellte vor, wie Eigenmarken und Lizenzlieferanten besondere Produkte launchen und welche Rolle der Trendradar der EDEKA Nord spielt. Sie demonstrierte am etablierten Produkt Eistee, wie ein Segment nur durch die Platzierung von Lifestyle-Eistees plötzlich deutlich mehr an Umsatz generiere. Dabei stellte sie heraus, wie wichtig es für den Handel sei, sich permanent Trends zu widmen und diesen auch mit attraktiven Produkten zu folgen.

Im zweiten sehens- und besonders hörenswerten Vortrag von Dr. Petra Schulze-Lohmann, Leiterin der Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE), Sektion Schleswig-Holstein, über „Neue lebensmittelbezogene Ernährungsempfehlungen: gesund – nachhaltig – zukunftsweisend?“ ging es auch um den Vergleich zwischen einer fleischbasierten und einer veganen/vegetarischen Ernährungsweise sowie der ewigen Frage, liefern vegane Lebensmittel ausreichend Protein?

Gesund ernährt sich Deutschland bei weitem nicht, Übergewicht und Adipositas sowie andere Krankheiten wie Krebs, Osteoporose oder koronare Herzerkrankungen stehen an erster Stelle. Deutschland ist nicht nachhaltig und überschreitet die Grenzen für THGE (Treibhausgasemissionen) um den Faktor 3,4, dabei sind die omnivoren Konsumenten die klaren Treiber dieser Entwicklung. Deutschland muss sich für die Zukunft aufstellen, zukunftsweisend werden, mit einer Zunahme zur vegetarischen / veganen Ernährung, sich einer multikulturellen Bevölkerung und der Abnahme von Koch- und Küchenkompetenz stellen, die Zunahme des Konsums und Convenience Produkte zu akzeptieren und zu berücksichtigen, dass es eine klare Zunahme von (Ernährungs)armut (!) gibt.

Der Deutsche isst schlichtweg ungesund mit 1 kg Fleisch pro Woche und nur 140 g Gemüse/Tag. Das sind sehr wenig Ballaststoffe, also weniger als 20 g/Tag.
Daher wurden neue Ernährungsziele formuliert, die auf eine Reduktion der Krankheitslast, der Umweltbelastung und die Nähe zum herkömmlichen Verzehr abzielen.

Allerdings ist die Veränderung unserer Ernährungsgewohnheiten nicht zwangsweise ideal in der Zufuhr aller lebensnotwendigen Inhaltsstoffe, wie die Verwendung anderer Proteinquellen, z.B. von Hülsenfrüchten. Diese erreichen bei weitem nicht die Wertigkeit bisheriger Quellen. Vegane Brotaufstriche müssen nicht zwangsweise gesünder sein, sind aber kalorienärmer. Andere Ernährungsformen bringen auch andere Herausforderungen mit und fordern Kompetenzen in bisher nicht als problematisch gesehenen Inhaltsstoffen, wie z.B. Lektine, Blausäure sowie Vicin/Convicin.

Frau Petra Schulze-Lohmann zeigte noch viele Beispiele auf, wie unserer Ernährung sich durch neue Produkte verändern wird und eine wenig vielfältige Rohstoffauswahl zu neuen, noch nicht bekannten gesundheitlichen Herausforderungen führt.

Als Fazit nichts Unbekanntes: Der Mix machts!

In der anschließenden kulinarischen Pause gab es genug Gelegenheit, ausreichend zu Netzwerken, Kontakte zu knüpfen und die gehörten Vorträge Revue passieren zu lassen, bevor die von der Friesenkrone-Feinkost Heinrich Schwarz & Sohn GmbH & Co. KG und dem KIN gespendeten Innovationspreise an die besten Produkte und Pitches der Facharbeiten der Lebensmitteltechniker der KIN Fachschule für Lebensmitteltechnik vergeben wurden.

Die fünf per Prevoting ermittelten beliebtesten Gruppen-Projektarbeiten der KIN-Absolventen pitchten vor den Teilnehmern der Veranstaltung live nacheinander für 10 Minuten, abschließend gab es ein e-Voting des Gewinnerteams. Von Buerre Noix über Vegane Landjäger, Cheesecake Pralinen mit Lotus-Creme, Bier-Treber-Riegel und Pizza Laugencroissants reichten die vorgestellten Produkte.

Das Publikum war von den Lotus Cube (Cheesecake mit Lotus-Creme und Brownie-Boden) schwerst begeistert und wählte das exquisite Produkt auf Platz 1. Einen Sonderpreis erhielt Abou Stelter in seiner Einzelarbeit für fantastisch locker-leckere Pizza Laugencroissants, die auf pikante Weise der Siegertruppe in nichts nachstanden.

Direkt im Anschluss folgte der KIN-Food-Startup-XChange zwischen den Teilnehmern four Taste (Tempeh), und Liqvits (Vitamin Shots), statt. Wer von den beiden gewinnen konnte, wurde erst am zweiten Tag des Symposiums in den Räumlichkeiten der Gutom GmbH & Co. KG bekanntgegeben.

Der erste Tag des Symposiums endete mit Grill, Bierwagen und Beer Pong im Festzelt!

 

Der zweite Tag des KIN Symposiums 2024 in den Räumlichkeiten der Gutom GmbH & Co. KG, in Büdelsdorf …

… begann durch einen Vortrag über „Nachhaltige Verpackungen und deren wirtschaftlichen / technologischen Grenzen“, vorgetragen von Marc Heyer, Technologieberater des KIN Lebensmittelinstituts. Sein Vergleich beinhaltete bekannte Verpackungen mit seinen Vor- und Nachteilen hinsichtlich Recyclingfähigkeit, Ressourcenschonung, Mehrwegfähigkeit, Verwendung von Rezyklaten und nachwachsender Rohstoffe. Die Nachhaltigkeit der Produkte stehe dankenswerter Weise mehr denn je im Vordergrund und der Verzicht von Kunststoffen oder das Verbot des Standbodenbeutels mit kaschierten Aluminium-Folien seien wesentliche Schritte in eine nachhaltige Zukunft. Die PP-kaschierte Kartonschale sei beispielsweise ein Weg, wie viel nicht recyclingfähiger Abfall vermieden werden könne, wobei auch hier Grenzen in der thermischen Verwendbarkeit liegen würde. Summa summarum bieten sich Glas- und Blechverpackungen mit hoher Recyclingquote an, kaschierte Kartonschalen folgen mit einer hohen Verwertungsquote von Papier, lediglich die PP-Kaschierung müsste verbrannt werden und reduziere damit die Menge an verwendetem Kunststoff maßgeblich.

Patrick Ferrier referierte anschließend über die Frage, ob Nachhaltigkeit ein Wort sein könnte, dem man Vertrauen kann?
Er nannte 18 verschiedene Gründe, warum ein vertrauensvoller Umgang wichtig wäre, z.B. in der Frage nach Null-Hunger, verantwortungsvollem Konsum und Produktion, Klimaaktivitäten, dem Leben unter Wasser und an Land. Oder auch im Sinne des Ergebnisses einer Umfrage an Beschäftigte von Unternehmen, ob ihr Unternehmen über eine definierte Nachhaltigkeitspolitik verfüge.

Bezeichnend dafür ist, dass 87 % darüber verfügen, aber auch diese wirklich leben? Papierhygiene ist allgegenwärtig, aber Nachhaltigkeit auch umzusetzen, zu beziffern mit Zahlen, z.B. zum CO2-Fußabdruck bewegt sich bei erschreckenden 12 %. Nur wenige Unternehmen beschäftigen sich also wirklich mit der Frage nach der Möglichkeit im bestem Falle CO2-neutral zu produzieren.

Fleisch und Fleischprodukte sowie Produkte aus Milch sind die CO2 intensiven Lebensmittel, Obst und Gemüse dagegen fallen nur gering ins Gewicht. Gemüse und Obst für den Winter produziert dagegen ist schon eher eine Umweltsauerei. Aber: die Schlachtzahlen nehmen in Europa und Südamerika ab, dafür gehen diese in Asien in hoher Geschwindigkeit nach oben, ganz gleich ob Schwein, Geflügel oder Rind. Aber auch exotische Proteinquellen, wie Pferd, Schaf und Hase verzeichnen gigantische Nachfrage in Fernost. Ganz grundsätzlich stellt sich die Frage, ob nachhaltige Produktion eine Evolution oder eher einer Revolution gleichkommt? Big Player wie Nestlé wissen um die Emissionen, die zu 60% in der Agrikultur der Produkte entstehen und dort die ersten Anstrengungen zur Reduktion stattfinden müssen. Ob das in der Konsequenz auch in Asien so gehandhabt wird, bleibt abzuwarten, der Westen ist in vielen Punkten weiter, allerdings auch bevölkerungsärmer. Insgesamt ist der Veränderungsprozess also die größte Herausforderung, dass wusste auch Charles Darwin früh.

Im Anschluss kam es zur Preisverleihung des KIN-Food-Startup-XChange den four Taste gewann!

Four Taste, ein von Merle Scheer und John Wreth gegründetes Startup, stellt veredeltes Tempeh her und liefert ein Lebensmittel mit sehr hoher Nährstoffdichte und Vorteile für den Körper. Die Fermentation des Produktes verbessert die Proteinabsorbtion und eine hervorragende Versorgung mit Ballaststoffen. Das bei Raumtemperatur zu lagernde Produkt wird bereits in kleineren Mengen produziert und findet zunehmend Abnehmer im Markt.
Das griffige Produkt erhielt eindeutig die Mehrzahl der Stimmen und der Preis wurde einer freudigen Merle Scheer von der Gutom Geschäftsführerin Carmen Ungnade-Täuberecht überreicht!

Platz zwei ging an Liqvits, ein Startup für individuell durch den Verbraucher mischbare Vitaminshots optimiert nach Bedarf und Ziel, ohne Zucker. Dabei werden die Vitamine optimal geschützt vor Oxidation, Hitze und Licht. Das Startup garantiert eine 5x höhere Absorpsionsrate als bei herkömmlichen Produkten.

Elmar Salmassi präsentierte sein neues Startup dem Publikum des KIN Symposiums 2024.

Damit endete das KIN Symposium 2024, anschließend fand noch die Jahres-Mitgliedsversammlung des Lebensmittelinstituts KIN e.V. statt.

 

Hier noch ein paar Impressionen: