Bei den aktuellen Neuzüchtungen von Äpfeln, die speziell für Allergiker entwickelt wurden, gibt es einige besondere Merkmale, die die heutigen typischen Supermarkt-Äpfel wie z.B. Pink Lady, Granny Smith oder Braeburn bewusst nicht mehr haben: einen reduzierten Allergengehalt.
Die wichtigste Eigenschaft dieser neuen Apfelsorten ist ihr deutlich reduzierter Gehalt an allergieauslösenden Proteinen. Diese Sorten wurden in einer mehrjährigen Forschungsarbeit gezielt auf ihre Allergenität getestet. In Zusammenarbeit mit der Züchtungsinitiative Niederelbe (ZIN) haben Wissenschaftler verschiedener Institutionen zwei neue Apfelsorten ZIN 168 und ZIN 186, mit äußerst geringem Allergengehalt entwickelt. Diese Äpfel wurden in standardisierten oralen Provokationstests an Probanden mit Apfelallergie getestet, mit dem freudigen Ergebnis, dass beide neuen Sorten von Apfelallergikern ohne Probleme verzehrt werden.
Zufallsentdeckung Santana
Ein interessantes Beispiel für eine allergikerfreundliche Neuzüchtung ist die Sorte Santana. Niederländische Forscher züchteten diese Sorte ursprünglich, um einen gegen Apfelschorf resistenten Apfel zu entwickeln. Zufällig stellten sie fest, dass Santana einen niedrigen Gehalt an einem der beiden Hauptallergene aufweist. Santana ist eine Kreuzung aus Elstar und der älteren Sorte Priscilla.
Die Entwicklung dieser neuen Sorten basiert auf einem gezielten wissenschaftlichen Ansatz bei dem Forscher die spezifischen Proteine, die Allergien auslösen, identifizieren. Das Apfel-Eiweiß Mal d1 löst den Allergiefall aus. Durch gezielte Kreuzung und Selektion werden Sorten mit reduziertem Gehalt dieses Proteins gezüchtet. Die neuen Sorten werden in klinischen Studien auf ihre Verträglichkeit getestet.
Ihre Verträglichkeit beruht darauf, dass sie sehr wenig von dem Protein namens Mal d1 enthalten. Dies haben Labortests, die vom Team von Wilfried Schwab an der Technischen Universität München durchgeführt wurden, bestätigt. Das Protein ist verantwortlich für die allergischen Reaktionen. Das Zuchtziel war also die Reduktion eines Proteins. Andere Eigenschaften der Elternäpfel wurden beibehalten, also zum Beispiel der Geschmack oder sonstige Inhaltsstoffe.
Apfelallergien haben in den letzten Jahren zugenommen. Das liegt aber nicht etwa daran, dass die modernen Äpfel immer mehr Mal d1 enthalten. Es ist nicht das einzige Kriterium.
Äpfel enthalten nämlich auch Gegenspieler wie Polyphenole. Diese steuern Geschmacksstoffe bei. Zudem schützen sie den Apfel vor Fressfeinden oder mindern die Wirkung von UV-Strahlung. Und sie binden und inaktivieren das Mal-d1-Protein. Ein hoher Polyphenolgehalt macht somit einen Apfel verträglicher für Allergiker.
Diese Neuzüchtungen stellen einen wichtigen Fortschritt dar, da sie Apfelallergikern ermöglichen könnten, wieder unbeschwert Äpfel zu genießen. Allerdings befinden sich viele dieser Sorten noch in der Entwicklungs- oder Testphase und sind noch nicht weitverbreitet auf dem Markt erhältlich.
Lesen Sie hierzu einen Artikel aus der NZZ (Neue Zürcher Zeitung), der tiefer in die Materie einsteigt und die Zusammenhänge reflektiert.
Zudem haben wir Ihnen eine PDF verlinkt vom Bund Lemgo, die Sie über allergikerfreundliche Sorten informiert, aber auch über die typischen Supermarktsorten, die so gar nicht ohne Probleme von allen verzehrt werden können.