Navigation

EU-Kommission schlägt Höchstgehalte für MOAH und Monitoring-Empfehlung für MOSH vor

EU-Kommission schlägt Höchstgehalte für MOAH und Monitoring-Empfehlung für MOSH vor

Ende 2023 hat die EU-Kommission einen ersten Verordnungsentwurf zur Festlegung von Höchstgehalten für aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) vorgelegt. Dabei wird verfolgt die Europäische Kontaminantenverordnung (EU) 2023/915 zu integrieren. Parallel wird derzeit diskutiert, einen Höchstgehalt für MOAH in die Spezifikationen für Zusatzstoffe über die Verordnung (EU) Nr. 231/2012 aufzunehmen.

Eine Monitoring-Empfehlung für gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH) befindet sich aktuell zusätzlich in Diskussion, um über darin festgelegte Richtwerte Anforderungen für eine Risikominimierung festzusetzen. Auch sollen Vorgaben für die Probenahme und Analyse von Mineralölkohlenwasserstoffen (MOH) über eine geplante Änderungsverordnung in die Verordnung (EU) Nr. 333/2007 einfließen.


Höchstgehalte für MOAH (vorgeschlagen)

Dem laufenden Grenzwertvorhaben war bereits im Jahr 2022 eine Stellungnahme des Ständigen Ausschuss der EU für Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Futtermittel (Standing Committee on Plants, Animals, Food and Feed – SC PAFF) vorausgegangen, zur EU-weiten harmonisierten Vorgehensweise für den Umgang mit Befunden von aromatischen Mineralöl­kohlen­wasser­stoffen (MOAH) in Lebensmitteln.

Im September 2023 hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ein wissenschaftliches Gutachten zur Risikobewertung von Mineralölkohlenwasserstoffen in Lebensmitteln veröffentlicht. Dieses Gutachten bildet die Grundlage für die geplante Einführung von Höchstgehalten für MOAH.


Richtwerte / vorgeschlagene Höchstgehalte für MOAH

Die in 2022 in der SC PAFF-Stellungnahme als Richtwerte genannten Konzentrationen für Lebensmittel mit bestimmten Fettgehalten sind aktuell als Höchstgehalte für MOAH (C10 – C50) im Gespräch:

  1. Produkte mit einem Fettgehalt ≤ 4 % Fett/Öl: 0,50 mg/kg
  2. Produkte mit einem Fettgehalt > 4 % Fett/Öl und ≤ 50 % Fett/Öl: 1,0 mg/kg
  3. Produkte mit einem Fettgehalt > 50 % Fett/Öl: 2,0 mg/kg

Eine genaue Definition der betroffenen Lebensmittelgruppen ist noch Gegenstand der Diskussion. Ebenfalls zur Diskussion steht aktuell ein Höchstgehalt von 2,0 mg/kg MOAH für Lebensmittelzusatzstoffe.

Die neuen, vorgeschlagenen Höchstmengen für MOAH entstammen einem erneuerten Bericht des Joint Research Centers (JRC) aus April 2023. Hier werden Leistungskriterien für die Probenahme, Analyse und Berichterstattung von Mineralöl­kohlen­wasser­stoffen veröffentlicht. Darin wird unter anderem festgelegt, dass gesamt MOSH und gesamt MOAH n-C10 bis n-C50 betrachtet werden. Weitere Substanzen kommen hier nicht mehr in Betracht.

MOAH innerhalb der Gruppe der Mineralöle

Unter Mineralölen versteht man komplexe Mischungen von Kohlenwasserstoffen (C10 – C50), die überwiegend aus fossilen Quellen stammen. Mineralöle enthalten neben gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen MOSH (mineral oil saturated hydrocarbons) auch aromatische Bestandteile (MOAH, mineral oil aromatic hydrocarbons). Die MOAH-Fraktion ist ein umfangreiches Stoffgemisch mit unterschiedlicher und vielfach unbekannter Toxizität, anders als etwa die strukturell verwandten polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK).

Toxikologische Bewertung und rechtliche Regelungen

Die toxikologische Relevanz insbesondere der MOAH-Fraktion ist seit vielen Jahren bereits bekannt. Nach ihren in 2012 und 2019 veröffentlichten Gutachten hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (European Food Safety Authority – EFSA) im September 2023 ein weiteres wissenschaftliches Gutachten zur Risikobewertung von Mineralölkohlenwasserstoffen veröffentlicht.

Für MOSH wurde geschlussfolgert, dass die ernährungsbedingte Exposition gegenüber MOSH für keine Altersgruppe Anlass zur Sorge gibt.

Für MOAH bestätigen lt. EFSA neuere Studien, dass deren Genotoxizität mit dem Vorhandensein von MOAH mit drei oder mehr aromatischen Ringen zusammenhängt. Um Referenzwerte zu ermitteln, fehlen jedoch belastbare Daten zur oralen Toxizität von MOAH, ebenso zum Einfluss der Ringalkylierung sowie zur Genotoxizität von MOAH mit ein und zwei Ringen. Da nur wenige Informationen über das Vorkommen und die Zusammensetzung von MOAH in Lebensmitteln vorliegen, arbeiteten die Experten mit zwei verschiedenen Vorhersageszenarien. Beide Expositionsszenarien (MOE – Margin Of Exposure) weisen auf ein mögliches Gesundheitsrisiko hin. Es wurde eine grundsätzliche Besorgnis für die menschliche Gesundheit geäußert, jedoch müssen weitere Daten erhoben werden u. a. zur MOAH-Zusammensetzung nach Ringzahl in Lebensmitteln und zu den Quellen der Lebensmittelkontamination.

Wenn Sie Ihre Verpackungen auf MOSH/MOAH bei uns untersuchen lassen möchten, nehmen Sie gerne Kontakt zu Viktor Lensch auf.