Die Fachinitiative „Chancen zur Inwertsetzung von Rest- und Nebenstoffen der Lebensmittelverarbeitung im Sinne der Bioökonomie (CreiseL)“ hat im Auftrag des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg spezifische Reststoffe der Lebensmittelproduktion untersucht und daraus Handlungsempfehlungen sowie Verwertungsoptionen für lebensmittelverarbeitende Unternehmen abgeleitet.
Unternehmen wird empfohlen, detaillierte Analysen der anfallenden Reststoffe und Nebenströme durchzuführen, um deren Zusammensetzung und Qualität zu bestimmen. Dies ist Grundlage für die Auswahl geeigneter Verwertungsmethoden und potenzieller Partner. Die Reststoffe enthalten oft wertvolle Inhaltsstoffe wie Proteine, Fette, Ballaststoffe oder sekundäre Pflanzenstoffe, die in bioökonomischen Lösungen fossile Rohstoffe ersetzen können.
Es wird geraten, ein umfassendes Monitoring der Produktionsprozesse einzuführen, um die Qualität der Nebenstoffströme direkt bei deren Entstehung zu sichern. Prozessoptimierungen und ggf. Anpassungen sind notwendig, um Reststoffe in einer für die Weiterverarbeitung geeigneten Qualität zu erhalten. Standardisierung und Reproduzierbarkeit der Nebenstoffqualität sind entscheidend, insbesondere wenn eine höherwertige Nutzung (z.B. als Lebensmittelzutat oder in der Pharmaindustrie) angestrebt wird.
Die Entwicklung neuer Wertschöpfungsnetzwerke, insbesondere mit Start-ups und Unternehmen im Bereich Food-Upcycling, wird empfohlen. Kooperationen können helfen, innovative Verwertungswege zu erschließen und regionale Stoffkreisläufe zu schließen.
Unternehmen sollten Innovationspotenziale nutzen und technische Lösungen zur Reststoffverwertung entwickeln oder adaptieren. Forschungskooperationen mit Universitäten und Instituten werden als sinnvoll erachtet, um neue Verwertungsmethoden zu entwickeln oder bestehende weiterzuentwickeln.
Für verschiedene Reststoffe wurden produktspezifische Handlungsempfehlungen ausgearbeitet, darunter:
- Haferspelzen
- Hopfenrebenhäcksel
- Sojaokara
- Kirschkerne und -trester
- Weintrester
- Walnussschalen
Beispielsweise wird für kirschverarbeitende Unternehmen empfohlen, den Produktionsprozess zu optimieren und die Reststoffe (z.B. Kirschkerne, Kirschtrester) auf wertgebende Inhaltsstoffe wie Öl, Protein oder phenolische Verbindungen zu analysieren. Die Nutzungsmöglichkeiten reichen von der Gewinnung von Farb- und Aromastoffen bis zur Nutzung als Ausgangsstoff für weitere Produkte.
Verwertungsoptionen für Rest- und Nebenstoffe:
- Höherwertige stoffliche Nutzung:
Extraktion wertvoller Inhaltsstoffe (z.B. Proteine, Öle, Ballaststoffe) zur weiteren Verwendung in Lebensmitteln, Futtermitteln, Kosmetika oder Pharmazeutika. - Biotechnologische und chemische Verfahren:
Umwandlung in Grundstoffe wie Bernsteinsäure, Lävulinsäure oder Essigsäure, die als Plattformchemikalien für die Bioökonomie dienen können. - Energieerzeugung:
Nutzung als Substrat für Biogasanlagen oder in Verbrennungsprozessen, wobei dies als letzte Option gesehen wird, wenn keine höherwertige stoffliche Nutzung möglich ist. - Direkte Rückführung in die Produktion:
Nutzung von Nebenprodukten als Zutat oder Zusatzstoff in der eigenen Produktion, sofern dies technisch und rechtlich möglich ist.
Die CreiseL-Handlungsempfehlungen setzen auf eine konsequente Nutzung von Rest- und Nebenstoffen durch detaillierte Analyse, Prozessoptimierung und die Erschließung neuer Wertschöpfungsketten im Sinne der zirkulären Bioökonomie. Ziel ist es, fossile Rohstoffe zu ersetzen, regionale Kreisläufe zu schließen und Innovationen für eine nachhaltige Lebensmittelwirtschaft zu fördern.
Link zur gesamten Studie der Fachinitiative Creisel:
Handlungsempfehlungen-fuer-lebensmittelverarbeitende-Unternehmen